Im Papa-Blog geht es in regelmässigen Abständen um das Familienleben in Winterthur aus männlicher Sicht. Den heutigen Papa-Blog verdanken wir Marco Hollenstein.

Der erste Schultag

An meinem ersten Schultag gab es keine Hausaufgaben. Jedenfalls keine richtigen. Wir durften auf den folgenden Tag ein Bild ausmalen. Nichts schreiben, nichts rechnen. Ansonsten verlief meine Primarschulzeit ohne grössere Enttäuschungen. Zumindest aus meiner Sicht. Mein Schulthek war mit Kuhfell bestückt. Am Samstagmorgen war Unterricht. Und am Ende des Schuljahres gab es für jedes Kind einen Examen-Weggen.

Heute Montag starten in Winterthur 1101 Kinder mit der 1. Klasse. 1101 Mädchen und Buben schultern zum ersten Mal ihren Thek beziehungsweise ihr Thek-Set, bestehend aus ergonomischem Rucksack, anklickbarem Turnsack mit extra Badehosentasche, farblich abgestimmtem Etui entweder in dunkleren Blautönen mit Rennwagen, Superhelden oder Raketen (Jungs) oder in helleren Rosafarben mit Feen, Ponys oder allerlei Glitzer (Mädchen). Begleitet beziehungsweise allenfalls gefahren werden sie auf dem Schulweg von ihren Eltern, kleineren Geschwistern, nicht selten auch Grosseltern, Gotten und Göttis. Und überall werden Fotos geknipst und Handyfilmchen gedreht, was der Speicher hergibt.
1101 stolze, neugierige und wohl noch etwas scheue Erstklässlerinnen und Erstklässler stehen zum ersten Mal vor ihrer Lehrerin (im Kanton Zürich: 85,1 Prozent!), betreten zum ersten Mal ein Schulzimmer und nehmen zum ersten Mal in einer Schulbank Platz. 1101 Erwartungen, Vorstellungen und Träume von einer unbeschwerten Schulzeit. Sie möchten schreiben. Sie möchten rechnen. Sie möchten lesen. Und werden hoffentlich nicht schon bald eingeholt von elterlichen Förder- und schulischen Unterstützungsmassnahmen. Logopädie, Sportverein, Psychomotorik, Musikinstrument, Aufgabenhilfe, Selbstverteidigung, Deutsch als Zweitsprache, kreativer Ausdruckstanz…

Liebe Erstklässlerinnen, liebe Erstklässler, geniesst Euren ersten (noch unschuldigen) Schultag. Ich wünsche Euch einen guten Start. Und richtige Hausaufgaben.

Marco Hollenstein ist Hausmann und Jurist. Er lebt in Winterthur. Die Betreuung der vier gemeinsamen Kinder sowie die Haus- und Erwerbsarbeit teilt er sich gleichberechtigt mit seiner Frau.