Den morgigen Schweizer Vorlesetag nehmen die Winterthurer Bibliotheken zum Auftakt für den Jubiläums-Lesesommer 2019: Zum 20. Mal bereits organisieren sie den Winterthurer Lesesommer und animieren damit jedes Mal mehr als tausend Kinder zum Lesen.

Wie funktioniert das? Christl Göth, die Marketing-Leiterin der Winterthurer Bibliotheken und stellvertretende Leiterin der Stadtbibliothek Winterthur ist verantwortlich für den Winterthurer Lesesommer. «Ein Kind, dass sich vielleicht während der ersten oder zweiten Klasse noch mühsam durch die Schullesestoffe gearbeitet hat, erfährt durch die Teilnahme am Lesesommer, dass es mit jeder Viertelstunde, die es pro Tag zum Kreuzchensammeln liest, dass es immer etwas einfacher geht mit dem ‚mechanischen‘ Lesen», sagt sie. «Die Buchstaben fügen sich geläufiger, die Wörter werden vertraut, die Figuren sind vielleicht schon fast gute Freunde.» So könne sich das Kind zunehmend auf den Inhalt des Textes konzentrieren, statt sich mühsam mit der Textmechanik aufzuhalten. «Die Geschichte rückt in den Vordergrund, der Sprachwitz kommt an – wunderbar! So kann Lesen echt Spass machen, das Kind hat am Ende des Lesesommers (und kurz vor Beginn des nächsten Schuljahres) beim Lesen einen echten Fortschritt gemacht – und das mit Spass und freiwillig», sagt Göth. Das möchte der Lesesommer erreichen, auch 2019 wieder. Heuer steht er unter dem Motto von Rätsel und Geheimnis: «Code YFXS – Lüfte das Lesegeheimnis!»

Offizielle Eröffnung des Lesesommers ist am 15. Juni 2019. Mit der Anmeldung bereits am Vorlesetag, dem 22. Mai 2019, sichern sich die Kinder einen Bonustag auf ihrem Lesepass.

Auch dieser zweite Vorlesetag wird in den Winterthurer Bibliotheken prominent begangen. Aus den Lieblingsgeschichten, welche die Kinder in ihrer jeweiligen Bibliothek als Tipp abgegeben haben, lesen an diesem Mittwoch die Winterthurer Stadträtinnen und Stadträte vor.

Vorlesen für mehr Chancengleichheit

Initiiert hat den schweizweiten Vorlesetag, den es auch in anderen europäischen Ländern gibt, das Schweizerische Institut für Kinder- und Jugendmedien SIKJM. «Regelmässiges Vorlesen schafft nicht nur Nähe, sondern unterstützt Kinder auch in ihrer Entwicklung. Kinder, denen täglich vorgelesen wird, haben einen grösseren Wortschatz und sie lernen leichter lesen und schreiben», heisst es auf der Website zum Vorlesetag.

© Beat Märki

«Vorlesen ist ein wunderbares, gemeinschaftliches Erlebnis», sagt denn auch Daniel Fehr, der Projektleiter des Schweizer Vorlesestages. «Regelmässiges Vorlesen unterstützt Kinder aber auch in ihrer Entwicklung. Kinder, denen immer wieder vorgelesen wird, bringen im Durchschnitt bessere Noten nach Hause und haben grössere Bildungschancen.» Das öffentliche Vorlesen leistet also einen grossen Beitrag zur Chancengleichheit. Und: Durch Vorlesen begegnen kleine Kinder erstmals der Literatur. «Sie hören, wie literarische Sprache klingt und nehmen unbewusst ihre Erzähl- und Sprachmuster auf. Diese helfen ihnen später, Texte leichter zu verstehen und zu interpretieren», so Fehr. «Vorlesen bietet Kindern zudem Nähe und Aufmerksamkeit.» Dass Mama, Papa, Grossmutter, Grossvater oder eine andere Person sich Zeit zum Vorlesen nimmt, sei ebenso wichtig wie die Märchenprinzessinnen, Superhelden und mutigen Mädchen in den vorgelesenen Geschichten.

Lebenshilfe und Reisen in unbekannte Welten

Lesen und Vorlesen bieten aber noch mehr. «Es eröffnet neue, unbekannte Welten», sagt Christl Göth. Die Marketing-Leiterin der Winterthurer Bibliotheken und stellvertretende Leiterin der Stadtbibliothek Winterthur ist verantwortlich für den Winterthurer Lesesommer: «Man reist in reale Länder oder phantastische Gegenden und entdeckt ganz Neues. Man lernt Hauptfiguren kennen, mit denen man sich identifizieren kann und fühlt sich in sie hinein, erweitert also die Sozialkompetenz. Man erlebt Situationen, denen man in Wirklichkeit nie begegnen würde, vielleicht auch etwas Gefährliches oder Unheimliches, lernt also mit eigenen Gefühlen und Ängsten umzugehen. Man handelt, wie man sich real vielleicht nie trauen würde, wächst also über sich hinaus.» Gleichzeitig gebe die Tatsache, dass es eben «nur eine Geschichte» ist, Sicherheit und ein Urvertrauen. So seien Lesen und Vorlesen «tolle Hilfen fürs wirkliche Leben, auch wenn es um fiktive Geschichten geht». Unter www.schweizervorlesetag.ch gibt es übrigens Tipps für das Vorlesen zu Hause. Und Buchtipps für Kinder haben wir unter den folgenden Links für euch bereitgestellt:
Bücherwurm und Leselust

Buchtipps für Kinder – Spracherwerb und Leseförderun
«Cat Cat», Kinderbuch von Tanja Kummer
Die Buchtipps der Autoren – Lesesommer 2017