Der Winterthurer Instrumentenfrühling: An den kommenden Samstagen heisst es bei den Winterthurer Musikschulen wieder schnuppern und ausprobieren. Die Musikschulen geben in den kommenden Wochen Einblick in die Welt der verschiedenen Musikinstrumente, damit die Kinder herausfinden können, welches zu ihnen passt. Man sollte hingehen, denn: Musikunterricht ist eine nachhaltige Investition. Über den grossen Einfluss von Musik auf das Kinderhirn – und wie Musik jedes Hirn glücklich macht. Von Marion Eberhard.

«Musik hält das Gehirn auf Trab» oder «Musik löst im menschlichen Gehirn ungeheuer viele und unglaublich vielfältige Reaktionen aus»: Wer «Musik» und «Gehirn» googelt, stösst auf diese und ähnliche Aussagen. Lutz Jäncke, Professor für Neuropsychologie an der Universität Zürich, erforscht den Einfluss von Musik auf das Gehirn seit Jahrzehnten. Er geht noch einen Schritt weiter: «Wer Musik macht, hat mehr vom Gehirn», sagte er im Elternmagazin «Fritz und Fränzi». «Es gibt eine Reihe ernstzunehmender Studien, die interessante Dinge belegen. Erstens: Kinder haben nach einem Jahr Musikunterricht einen Intelligenzquotienten, der acht bis neun Punkte höher ist als ohne Musiktraining. Zweitens: Kinder mit Musikunterricht haben ein besseres verbales Gedächtnis. Und drittens: Musizierende Kinder können komplizierte Sätze besser verstehen.»

Im Buch «Jedes Kind braucht Musik» wird dazu Margarethe Imhoff zitiert, Professorin für Psychologe an der Universität Mainz: «Zuhören ist die erste Sprachfertigkeit». Unser Ohr als Basis von Kommunikation ist für das Erlernen einer Sprache essenziell. Mit ihm greift das Kind Worte, Sprachmelodie und Rhythmus auf, ahmt sie nach und spielt mit ihnen. So weckt und fördert Musik die sprachliche Intelligenz. Mehr noch: Sprache setzt sogar Musik voraus. Unser Gehirn hört, speichert und unterscheidet Laute und entwickelt damit überhaupt erst die Möglichkeit, Sprache zu erlernen.

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Das ist aber nicht alles: Musizieren fördert auch die logisch-mathematische und die räumliche Intelligenz, wie die jüngere Hirnforschung herausgefunden hat. Zahlen, Mengen, Muster, Formen, Wiederholungen und Rhythmen – mathematische Gesetzmässigkeiten lassen sich überall in der Musik entdecken. So stärkt die Beschäftigung mit Musik die Verschaltungen im Gehirn, die wir beim logischen Denken und bei der räumlich-zeitlichen Verarbeitung brauchen.

Bereits in der Antike sahen Mathematiker und Philosophen eine enge Verbindung von Musik und Intelligenz. Aktuelle Studien und Versuche heutiger Wissenschaftler stützen diese Theorien: Musik hat einen grossen Einfluss auf Ausdauer, Gedächtnis, Konzentrationsfähigkeit, Lernmotivation und auch auf das Sozialverhalten.

Beim Musizieren oder Musik hören werden Endorphine ausgeschüttet. Ein kleines Lied, gehört, gesungen, gehüpft und gesprungen oder gemeinsam in der Gruppe musiziert hat bereits grosse Wirkung im Gehirn: Es knipst den Belohnungsschalter an. Und wer sich selbst belohnen kann durch eine Leistung, lernt lieber, wie man heute weiss. Denn Glücksgefühle schalten das Hirn auf Empfang und fördern damit das Lernen. Zudem erzeugt Musik zusätzliche neuronale Verbindungen, die ein Leben lang bestehen bleiben.

Oder wie es Gerald Hüther, bekannter Neurobiologen aus Deutschland, in einem viel verwendeten Zitat formuliert: Es sei eigenartig, aber aus neurowissenschaftlicher Sicht spreche alles dafür, dass die nutzloseste Leistung, zu der Menschen befähigt seien – und dies sei unzweifelhaft das unbekümmerte, absichtslose Singen – den grössen Nutzen für die Entwicklung von Kindergehirnen habe.

Musikluft schnuppern und Instrumente kennenlernen:

30. März 2019: Instrumentenvorstellungen der Musikschule Intermezzo
6. April 2019: Entdecken, spielen, erleben – Tag der offenen Tür Konservatorium Winterthur
6. April 2019: Tag der offenen Tür Musikschule Prova
13. April 2019: Instrumentenvorstellungen Jugendmusikschule Winterthur

Instrumentenreise der Musikschule Prova:

Bei der Youtube-Youtube-Instrumentenreise der Musikschule Prova haben Kinder die Gelegenheit, die Instrumente gezielt zu hören. Es werden hier vor allem die Instrumente vorgestellt, welche nicht sehr oft im Popradio zu hören sind.

Mehr Wissenswertes zu den Auswirkungen von Musik im Gehirn:

Musik in der Hirnforschung
Musikunterricht hält das Gehirn noch nach Jahrzehnten fit
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Lutz Jäncke: Macht Musik schlau?
Die Kraft der Musik
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