Tom war ein kleiner Junge, ging in die zweite Klasse und war sieben Jahre alt. Tom war der Kleinste in der Klasse. Dafür hatte er immer Glück. Eines Tages aber war alles anders: Tom hatte kein Glück.
Er war immer gut in Mathe, doch heute war er sehr durcheinander und enttäuscht. Er hatte in der Prüfung einen Dreier bekommen. Er hatte in Mathe sonst immer einen Sechser gehabt. Zu Hause gab es Pizza. Tom hasste Pizza. Immer wenn er Pizza ass, musste er sich erbrechen. Er war fast allergisch gegen Pizza. Gleich nach dem Mittagessen legte er sich ins Bett. Das Bett knarrte. Tom wunderte sich, weil sein Bett sonst nie knarrte. Er hatte das Gefühl, dass das Bett vom Boden abhob. Fünf Minuten später schwebte das Bett zum grossen, offenen Fenster. Tom konnte es nicht fassen: Er flog! Bald darauf war das Bett etwa fünfzig Meter hoch! Tom hatte Höhenangst, doch er fand die Aussicht von hier oben einfach fantastisch. Doch plötzlich sah er nur noch weiss. Er musste husten. Jetzt sah er eine weisse Decke, und hä? Nein, nein, das konnte nicht sein. Vor ihm flogen Engel umher!
Ein Engel mit schneeweissen Haaren kam auf ihn zugeflogen. «Hallo, ich bin Luni und wer bist du?», fragte der Engel, der anscheinend Luni hiess. «Ich bin To…, Tom», stotterte Tom. Luni kicherte. «Und, ist es hier toll?», wollte Luni wissen. «Weiss nicht», antwortete Tom.«Dieses Bett gehörte mal mir!», rief Luni erstaunt. «Wirklich?», vergewisserte sich Tom. «Ja, dieses Bett kann Loopings schlagen!», behauptete Luni. «Wirklich?», sagte Tom zum zweiten Mal. «Soll ich es dir zeigen?», fragte Luni. «Oh ja, gerne!», sagte Tom und dann flogen sie einen Looping. «Yipiiiii, das war toll!», jauchzte Tom. «Wollen wir nochmals?», wollte Luni wissen. «Ja, ja unbedingt», rief Tom und dann flogen sie noch einen Looping. Die anderen Engel sahen lachend zu. «Wie hat Luni das gekonnt?», fragte ein Engel. «Keine Ahnung», sagte ein anderer Engel. «Luni, wo schläfst du eigentlich?», erkundigte sich Tom. «Ich schlafe auf einer blauen Wolke», sagte Luni. «Blau?» – «Ja, das ist eine sehr spezielle Wolke. Früher schlief meine Mutter darin. Diese Wolke ist sehr bequem», antwortete Luni. «Aber fällst du da denn nicht durch?», wunderte sich Tom. «Durchfallen? Nein, sicher nicht», behauptete Luni. «Kannst du mir mal deine Wolke zeigen?», rief Tom. Dann setzte sich Luni ins Bett und steuerte. Das ging sehr gut. Doch plötzlich machte das Bett einen Schlenker und fuhr dann wieder gerade aus. «Was ist denn das gewesen?», rief Tom erschreckt. «Soll ich dir erzählen, warum dieses Bett fliegen kann?», fragte Luni. «Ok», brummte Tom, «aber können wir zuerst die Wolke anschauen?» – «Na gut», sagte Luni.
Jetzt machte das Bett keine Kurven mehr. Und plötzlich war die blaue Wolke da. Sie war wunderschön. «Wow», staunte Tom, als ob er verzaubert wäre. «Kann ich dir jetzt die Geschichte erzählen?», bat Luni. «Ich war noch ein kleiner Engel, als eines Tages ein böser Engel ein Menschenhaus sprengte. Alles jagte er in die Luft. Aber dennoch blieb etwas heil und das war dieses Bett. Der böse Engel interessierte sich nicht für das Bett. Da sah ich es und flog mit etwas Magie hoch in die Lüfte und meine Mutter sagte, ich d
«Einmal als ich gerade auf deinem Haus sass, da kam der böse Engel vorbei und jagte mich. Ich sah einen Laden, wo man Betten verkaufte und flog hinein. Ich hatte die Idee, da mein Bett abzustellen, denn dann könnte ich durch die Hintertüre verschwinden. Weil der böse Engel dann meinen würde, ich würde mich im Laden verstecken. Und wahrscheinlich kamst dann du und hast das Bett gekauft», berichtete Luni. Tom starrte Luni an: «Aber wie konnte das Bett einfach fliegen?»«Das habe ich dir ja schon gesagt», meinte Luni, «ich habe ein bisschen gezaubert.»
«Du kannst zaubern?», wollte Tom wissen. «Ja, aber sehr wenige Engel können das. Meine Mutter war eben ein sehr spezieller Engel.» Tom war sprachlos. Das konnte nur ein Traum sein, dachte er.

 

 

 

«Pass auf, dort kommt der Engel Mürri», flüsterte Luni Tom zu.
«Hallo Mürri. Wie geht es dir?», fragte Luni laut.
«Mürrisch geht es mir!», schrie Mürri.
«Ohh, ähhh…, wir gehen dann mal», stotterte Luni.
«Ist er immer so?», wollte Tom wissen, als Mürri weg war.
«Nicht gleich so, dass er mich anschreit», verriet Luni.
«Luni, ich habe tausend Fragen an dich.»
«Eine aufs Mal», erwiderte Luni lachend.
«Was isst du eigentlich hier in der Luft?», fragte Tom.
«Wir brauchen kein Essen», behauptete Luni.
«Was kein Essen?», rief Tom.
«Ja», entgegnete Luni.
«Und habt ihr auch keine Häuser?», wollte Tom wissen.
«Wenn wir auf der Erde ein verlassenes Haus sehen, dann ziehen wir dort ein», erzählte Luni.
«Luni, wie spät ist es?», erkundigte sich Tom.
«Wir haben keine Uhren hier. Uns ist es egal, wie spät es ist», meinte Luni.
«Was macht ihr eigentlich den ganzen Tag?», erkundigte sich Tom.
«Wir spielen. Komm mit. Ich zeige dir meine Sachen.»
Luni flitze los. Tom hatte etwas Mühe mitzukommen, aber es ging. «Hier habe ich Spielsachen. Da ist Schmuck. Diese Kette aus Silber schenke ich dir. Das Ringlein ist aus Metall. Ich habe es von einer Freundin. Schön, oder?», sagte Luni.
«Wunderschön», sagte Tom und legte sich die Kette um. «Hast du auch Freunde? Zeigst du mir sie?»
«Ja. Das dort ist Miranda. Hallo Miranda», Luni winkte einem Engel mit roten Haaren zu.
«Hallo Luni. Wer ist das neben dir?», wunderte sich Miranda.
«Ich bin Tom!», sagte Tom.
«Tom, möchtest du meine Eltern sehen?», fragte Luni.
«Gerne! Wo sind sie denn?», rief Tom.
«Komm mit! Miranda, machen wir ein Wettrennen?» Luni schaute Miranda siegessicher an.
«Gerne.» Und schon flitzten die Beiden los.
«Wartet! Ich bin nicht so schnell!» Tom hielt sich am Bettrand fest und beugte sich nach vorne. Er holte Miranda und Luni ein. «Dort sind meine Eltern!», rief Luni aufgeregt.
«Hallo.» Ein Mann mit blonden Haaren und blauen Augen schaute sie an.
«Das ist Tom. Er ist ein Mensch. Darf er ein bisschen bleiben?», bat Luni.
«Klar!», war die Antwort.
«Ich muss aber auch irgendwann nach Hause», murmelte Tom.
«Ein paar Stunden kannst du noch bleiben», sagte Luni.
«Ich zeige dir einen Zaubertrick!», raunte Luni.
Luni schloss die Augen. Plötzlich war sie auf dem Bett neben Tom.
«Wow!» Tom war beeindruckt.
«Tom, ich habe etwas für dich. Das sind Flügel!», erklärte Lunis Vater.
«Spielen wir Fangen?», drängte Miranda.
«Klar!»
Die Stunden verbrachten sie mit Fangen, Wettrennen und anderen Sachen. Dann schliefen sie ein paar Minuten. Danach meinte Tom: «Ich muss jetzt nach Hause. Begleitet ihr mich noch?» «Ja, gerne, wir kommen mit. Ich helfe dir das Bett zu steuern. Kommt!», sagte Luni. Luni steuerte das Bett super. Sie flogen durch die Wolken. Da sahen sie die Erde. «Sturzflug!!!!», schrie Luni und sauste in die Tiefe. Plötzlich hielt sie an. «Zaidon, der böse Engel», knurrte Luni. «Hast du dein geliebtes Bett wiedergefunden, hä?! Ich will es! Gib es her!», sagte Zaidon mit barscher Stimme. «Nein, du musst mir dafür ein anderes Bett geben», meinte Luni. «Na gut Luni. Dieses Mal hast du gewonnen!», zischte er und flog davon. Als er ausser Sichtweite war, klatschten Luni und Miranda sich ab. «Er ist weg! Er ist weg!», sangen sie. «Luni, Miranda, ich muss jetzt gehen», teilte Tom mit. Beide nickten. Luni setzte sich ins Bett. «Stopp. Das ist mein Haus!», rief Tom. «Dann heisst es wohl Abschied nehmen», bedauerte Luni. «Besuchst du uns wieder?», erkundigte sich Miranda. «Klar! Übermorgen?», fragte Tom. «Jaaa!»
Dann flog Tom durchs Fenster und winkte nochmals. Er flog zum Boden und schlief ein. Am Morgen wachte er auf. War das alles nur ein Traum gewesen? Da sah er die Kette. Er schlief beruhigt wieder ein.