Liebe Ananas

Wie geht es dir? Ich bin’s, Sauerrahm-Chips, und mir geht es schlecht. Aber meiner Grossmutter geht es wahrscheinlich noch schlechter. Jemand hat sie nämlich zum Essen mitgenommen. Aber das ist normal. Menschen essen ja gerne Paprika Chips. Aber ich muss trotzdem immer weinen. Genauso schlimm sind alle nervigen Produkte im Supermarkt. Sie schreien immer die ganze Zeit und hüpfen aus dem Regal, wenn jemand in ihre Nähe kommt. Wissen sie nicht, wenn sie so weiter machen, dass jemand sie mitnehmen wird?

Ich habe mich jetzt entschieden, ich will wegrennen. Ich habe es schon ein paarmal probiert, aber Nutella hat mich immer blockiert. Immer, wenn ich an ihm vorbeilaufe, springt er auf mich und sagt: «Geh zurück zu deinem Regal.» Diese Nacht mache ich es anders. Jetzt ist es endlich Zeit. Nutella schläft noch. Ich laufe zum Regal neben Nutella und klettere an Nutella vorbei. Die Schokoladentafeln fangen an mich anzuschreien. Ich hüpfe schnell vom Regal und renne zum Ausgang. Doch der Ausgang ist abgeschlossen. Also warte ich bis zum Morgen.

Endlich kommen die ersten Leute. Ich springe durch den Ausgang und in die Welt. Die Welt ist anders als ich sie mir vorgestellt habe. Die Luft ist frischer, als ich dachte, und die Pflanzen sind schön und grün. Es ist alles einfach wunderschön. Doch dann denke ich an meine Grossmutter. Ich will sie retten.

Ich schaue in jedes Fenster, und plötzlich sehe ich sie. Sie sitzt auf einem Tisch und liest ein rotes Buch. «Grossmama!», schreie ich. Ich hüpfe in das offene Fenster und renne zu ihr. «Komm Grossmama, komm. Das Fenster ist offen», rufe ich verzweifelt.

«Mach nicht so einen Lärm. Ich komme schon», sagt sie. Wir beide rennen aus dem Fenster. «Wow, ihr habt es rausgeschafft», höre ich eine Stimme sagen. Ich drehe mich um. Vor mir steht eine grosse Gruppe von Lebensmitteln. Sie tragen blaue Superhelden-Kostüme darauf steht: Food Heros. »Wer seid ihr? «, frage ich. «Wir sind Essensretter. Wir retten Essen, dass es nicht aufgegessen wird.»

«Cool. Kann Ich euch helfen?», frage ich. «Klar darfst du das», sagen sie. «Ich gehe zurück zum Supermarkt», sagt Grossmama. «Ich bleibe aber hier und helfe den Essenrettern», sage ich. «Okay», sagt Grossmama und läuft in den Supermarkt. «Gehen wir jetzt jemand retten?», frage ich. «Jaaaa», schreien die Essen-Retter. Wir rennen zu einem Haus. Dort sehen wir einen Erdbeer-Donut, den jemand essen will. Eine Pizza nimmt ein Pizza-Rad (ihre Waffe) und öffnet damit das Fenster. Schnell rennen wir rein und rufen: «Attacke!»

Der Mensch, der den Donut essen will, schaut uns verblüfft an und stürzt sich auf uns. In der Zeit kann der Donut wegrennen und alle rennen ihm hinterher. Wir verstecken uns hinter einem Baum. Der Donut fängt an Erdbeer-Zuckerguss-Tränen zu weinen. «Danke, dass ihr mich gerettet habt. Meine Familie macht sich wahrscheinlich grosse Sorgen um mich.»

Dann denke ich an meine Familie und dich, Ananas. Ich vermisse euch – ich will zurück zum Supermarkt. «Wisst ihr was?», sage ich. «Was?», fragen die Essensretter. «Ich will zurück zum Supermarkt.» Die Essensretter starren mich an. «Geh doch, wenn du willst», sagen sie, «aber nimm dieses Skateboard mit.» – «Tschüss», rufe ich und fahre auf dem Skateboard zurück. Das Skateboard ist richtig schnell. Ein paar Hunde probieren mich zu fangen, aber sie schaffen es nicht.

Als ich im Supermarkt ankomme, umarmt mich meine ganze Familie. Mein kleiner Bruder, der allergisch auf Reis ist, gibt mir einen Teddybären. Grossmama gibt mir neue Schuhe, einen Pullover und einen Hut.  «Ich machte mir so Sorgen um dich», schrien Mama und Papa, die mir ein neues Bett gemacht haben.

Der Supermarket ist der beste Ort für mich. Meine Familie ist dort – und ich vermisste sogar Nutella ein bisschen.

Ich hoffe, du schreibst mir bald.
Liebe Grüsse,
Chips