Im Zusammenleben mit Kindern und Jugendlichen gibt es oft Konflikte. Die meisten von uns werden irgendwann wütend und verhalten sich auch so – und finden sich dabei manchmal selber unmöglich. Wie können Eltern besser mit ihrer Wut umgehen lernen? Einen Input dazu gibt die Elternbildnerin Kathrin Berweger in diesem Blogbeitrag. Er ist zuerst auf ihrer Website artcoaching berweger erschienen. Von Kathrin Berweger.

Schön angerichtet steht das Mittagessen auf dem Tisch. Du bist früher vom Arbeiten nach Hause gekommen. Auf dem Nachhauseweg hast du einen Schlenker ins Einkaufzentrum gemacht. Vollbeladen und schon etwas aus der Puste bist du in deiner Wohnung angekommen. Schnell und geübt bereitest du ein gesundes Mittagessen zu. Dir ist gesunde und ausgewogene Ernährung wichtig.

Deine Tochter Lorena klingelt Sturm. Sie begrüsst dich mit der Frage: «Was gibt’s zum Mittagessen?» Dann trudelt auch dein jugendlicher Sohn David ein. Auf dem Esstisch stehen die selbstgemachte Gemüsewähe und ein leckerer Salat. Lorena rümpft die Nase und meint, Gemüsewähe habe sie nicht gerne. David fügt trocken hinzu: «Ich hatte Hunger und habe auf dem Heimweg ein Soft Ice gekauft. Jetzt bin ich satt.»

Du bebst innerlich. Ein heisser Schwall von Wut steigt in dir hoch. Du wirst laut und brüllst: «Ich koche nie wieder! Bedient euch doch in Zukunft einfach aus dem Kühlschrank!» Die Kinder sitzen murrend da. Die Stimmung ist im Keller.

Damit wenigstens du dein feines Mittagessen geniessen kannst, verziehst du dich auf den Balkon. Angefangen hatte der Tag eigentlich recht gut, abgesehen davon, dass du nicht genug geschlafen hast. Der erste Konflikt mit den Kindern war am Morgen, vor dem Kleiderschrank. Lorena wollte in kurzen Hosen, ärmellosem T-Shirt und Flipflops in die Schule, trotz kühlen Temperaturen. Nach einer längeren und am Ende lauten Diskussion konntest du sie überzeugen, Kleider anzuziehen, in denen sie nicht frieren wird.

Weiter ging es dann am Frühstückstisch. Weil du denkst, mit vollem Magen denkt es sich besser, verlangst du von deinen Kindern, dass sie frühstücken. Lorena und David sagen, sie hätten um sieben Uhr dreissig noch keinen Hunger. Unsere Aussagen regen zu weiteren Diskussionen an…

Danach gab es im Geschäft ein paar Dinge, die dich weiter aufgerieben haben. Unter anderem muss eine Arbeit bis heute Mittag erledigt sein. Deine Wut war am Morgen noch moderat. Sie stieg dann aber immer mehr, bis sie eskalierte.

© Kahrin Berweger

Genauso verhält sich die Wuttreppe, ein Modell aus dem Elternkurs «Starke Eltern-starke Kinder». Im Aufbau- oder Kompaktkurs kannst du dich aus Distanz mit deinen Gefühlen auseinandersetzen. Du gehst unter anderem der Frage nach, woran du merkst, dass du wütend bist. Wirst du laut, ungerecht, gemein oder knallst du eher die Türen zu? Bei jeder neuen Treppenstufe der Wut gibt es auch die Möglichkeit auszusteigen. Es lohnt sich deshalb zu fragen: «Wie komme ich wieder zu mir? Wie werde ich ruhiger?»

Welche fünf Aktivitäten helfen dir, damit du zur Ruhe kommst? Hilft es dir, einen Tee zu trinken? Möchtest du bei einem kleinen Spaziergang den Kopf auslüften oder ein ausführliches Gespräch mit einer Freundin führen? Nimm dir einen Moment Zeit und notiere dir fünf Aktivitäten, die dir helfen, das nächtste Mal früher aus deiner Wut und damit aus dem Konflikt auszusteigen.

 

Kathrin Berweger ist Mutter von zwei Kindern, Eltern-Bildnerin, Begabungsexpertin und «Marte Meo»-Therapeutin und bietet aufgrund der aktellen Situation Beratung per Telefon und online an. Der Kurs «Elternkurse Hochbegabung / Hochsensibilität» ist online erhältlich. Dieser Blog-Text ist zuerst auf ihrer Website artcoaching berweger erschienen.