Sie roch Rauch, aber war sich nicht sicher, ob sie schon rennen sollte. Iniminis Mutter hatte ihr einst erzählt, dass die Indianer Mäuse gerne aßen. Ihre Mutter starb aber vor einigen Jahren und sie hatte keine Familie. Deswegen war sie immer auf der Hut vor Indianern gewesen. Auf einmal wurde es dunkel. Anscheinend schlossen die Indianer gerade die Ausgänge des Mäusebaus. Inimini sah sich ängstlich um. Da kam ihr der Geheimgang in den Sinn. Sie rannte zum verschlossenen Gang. Mit ihrer Stupsnase drückte sie den feuchten Dreck auf die Seite. Sie konnte hören, wie ihr Herz pochte. Schnell tapste sie den Gang entlang. Sie hoffte, Licht zu sehen. Aber da war keines. Verzweifelt rannte sie, mit dem Rauch hinter ihr, durch den dunklen Gang. Plötzlich spürte sie eine Berührung und zuckte zusammen. Sie sah zwei kleine Augen, die ihr bekannt vorkamen. Es war Willibylli, ihr bester Freund. «Hast du die Kazuri gesehen?« Kazuri war der Indianerstamm, von dem sie immer Essen stibitzten. «Woher kommst du?», fragte Inimini ihn. «Ich wollte euch die Trauben bringen, die wir gestern zusammen gestohlen haben. Dann sah ich die Indianer, wie sie eure Höhleneingänge verschlossen und eine Fackel in das letzte Loch, das noch offen war, hineinlegten. Zum Glück hast du mir erzählt, dass ihr diesen Geheimgang habt. Uff, hier müffelts ja», sagte Willibylli.

Sie rannte weiter und rief Willibylli zu: «Wie bist du denn hier reingekommen, wenn sie alle Eingänge verschlossen haben?» – «Wir haben doch als kleine Mäuschen einen Geheimgang zwischen unseren Zimmern gebaut. Dort habe ich noch knapp durchgepasst», antwortete Willibylli.  «Wann ist dieser Gang eigentlich mal zu Ende? Wir sind schon lange am Rennen», fragte Willibylli keuchend. «Ich weiß es nicht.»
Auf einmal wurde es heller. Mit Vorfreude machten sie einen Endspurt und landeten zwischen groß gewachsenen Bäumen und hellrosa Pflanzen, die nach süßem Honig dufteten. Glücklich zog Inimini den Duft in die Stupsnase ein. Doch der schöne Moment hielt nicht lange an. Sie hörten Stimmen. Willibylli sah Inimini an. «Das sind die Kazuri», flüsterte er ihr zu. «Verstecken wir uns auf diesem Baum», antwortete Inimini. Schnell kletterten sie auf den Baum. Oben angekommen hörte sie ein lautes Knurren. Sie sah sich erschrocken um. Willibylli flüsterte ihr zu: «Das war nur mein Bauch. Ich habe seit dem Morgen nichts gegessen. Ich nehme kurz eine dieser weißen Blüten, damit die Kazuri mich nicht hören.» Er tapste zu den weißen Blüten und nagte ein paar Blätter ab. Inimini blickte hinter einem großen Blatt hervor, um zu sehen, ob die Indianer noch dort waren.  Sie buddelten gerade das Mäuseloch zu. Willibylli kam zurückgelaufen. Plötzlich keuchte er auch. «Ich spüre mein Bein nicht mehr!» Willibylli fiel und fiel…

… direkt in Indianerhände. «Ha!», der Indianer rief aus und steckte Willibylli in eine Tasche. «Ah, aua!», hörte sie Willibylli aus der Tasche rufen. Sie wusste nicht, was sie machen sollte, denn sie konnte jetzt nicht den Baum hinunterklettern, sonst würde sie von den Indianern gefangen werden. Das waren giftige Pflanzen gewesen!

Sie sah, wie die Indianer aufstanden und wegliefen. Sie flitzte den Baum hinunter und folgte ihnen. Die Indianer liefen direkt ins Lager, das Inimini schon kannte, weil sie hier schon mehrmals war und Essen gestohlen hatte. Sie brachten Willibylli in ein Zelt und gingen wieder hinaus. Als die Luft rein war, schlich Inimini in das Zelt und flüsterte: «Willibylli?» Keine Antwort. «Willibylli, wo bist du?» Nichts. Langsam machte sich Inimini Sorgen.  Wieso antwortete Willibylli nicht. Sie sah sich um, konnte die Bauchtasche des Kazuri aber nirgends entdecken. Sie hatte nicht darauf geachtet, ob er die Tasche noch anhatte, nachdem er aus dem Zelt kam. «Willibylli?» Sie durchsuchte das ganze Zelt, konnte ihn aber nirgends finden. Als sie davor war aufzugeben, hörte sie ein leises Piepsen. «Hier bin ich.» Inimini antwortete: «Willibylli? Bist du das?» Sie hörte ein weiteres leises Piepsen und rannte zum Ort, wo sie es vermutete. Sie schlüpfte unter ein großes braunes Tierfell und sah dort Willibylli müde am Boden liegen. «Was haben sie mit dir gemacht?», fragte Inimini besorgt. «Ich hatte keine Luft in dieser Tasche», antwortete er stickig. «Ich hol dich hier raus.» Sie packte seine Füßchen und zog daran. Stück für Stück zog sie ihn aus dem Zelt. Als sie bei dem Zelteingang ankam, hörte sie Stimmen. «Die Kazuri kommen.» Schnell zog sie Willibylli hinter einen Baum neben dem Eingang. Als die Indianer im Zelt verschwunden waren, zog Inimini Willibylli in den Wald. Als sie genug weit entfernt waren, gönnte sich Inimini eine Pause. Willibylli setzte sich auf und wischte sich den schmutzigen Rücken ab. «Musstest du mich auf dem Boden nachschleifen?», fragte er sie. «Wenn du lieber dortgeblieben wärst, dann nicht», sagte sie schmunzelnd. Und die beiden prusteten los.

Einige Tage später waren sie weit, weit weg von den Kazuri und lebten glücklich!  ENDE!