Bild: Jen Theodore auf unsplash.com

Wenn Eltern sich verändern, kann eine psychische Erkrankung dahinter stecken. Dies belastet die betroffenen Kinder und Jugendlichen stark. Kinderseele Schweiz  ermöglicht in dieser Situation Hilfe. Zuerst eimal aber müssen sich die Kinder bewusst werden, dass etwas zu Hause nicht mehr stimmt. Ein Blogbeitrag von Kinderseele Schweiz. Der Text ist zuerst in anderer Form auf der Website von Kinderseele Schweiz erschienen.

Ist deine Mutter oft ungewohnt anders, müde oder niedergeschlagen?
Ist dein Vater seit längerem ungeduldig und gereizt und brüllt dich bei jeder Kleinigkeit an? Trinkt deine Mutter viel Alkohol? Ist dein Vater sensibler als sonst und kann alltägliche Aufgaben fast nicht bewältigen?
Musst du deswegen besonders viel im Haushalt helfen oder fühlst dich alleine für deine Geschwister verantwortlich?

Es kann sein, dass deine Mutter oder dein Vater an einer psychischen Erkrankung leidet. Das kann zu schwierigen Situationen in deiner Familie führen, weil die erkrankte Person ihre Gefühle und auch ihr Verhalten oft nicht mehr kontrollieren kann. Betroffene Eltern leiden sehr. Und du leidest bestimmt mit. Falls das ganz schlimm ist, raten wir dir, professionelle Hilfe aufzusuchen.
Du bist nicht allein in dieser Situtaion. Viele Kinder und Jugendliche erleben Ähnliches wie du. Wir zeigen dir Fragen, die sie uns häufig stellen und unsere Antworten dazu.

Es ist schwierig zu beurteilen, ob und ab wann eine Person psychisch krank ist. Wir alle fühlen uns ab und zu traurig, ängstlich, gereizt oder unkonzentriert. Doch belastende Gefühle allein sind noch kein Zeichen für eine Erkrankung. Sehr oft gelingt es uns Menschen nämlich, Trauer, Stress und Krisen zu bewältigen ohne krank zu werden. Erst wenn wir dies nicht mehr können und die Bewältigung über längere Zeit nicht gelingt, kann es zu einer Erkrankung kommen. Das zeigt sich dann ganz unterschiedlich. Manche Menschen sind die ganze Zeit energielos und bedrückt. Andere brausen schnell auf, sind ungeduldig und gereizt, nehmen alles persönlich. Oder sie schlafen sehr schlecht, klagen über körperliche Schmerzen, die keine klare Ursache haben oder wirken oft abwesend und reagieren nicht oder verzögert, wenn jemand mit ihnen spricht. Psychische Erkrankungen haben ganz viele Gesichter. Nur ein gut ausgebildeter Psychotherapeut oder eine Psychiaterin kann feststellen, ob jemand psychisch krank ist.

Ist es meine Schuld, dass meine Mutter oder mein Vater krank ist?

Nein – es ist ganz bestimmt nicht deine Schuld! Genauso wie du nicht beeinflussen kannst, ob deine Eltern an einer Grippe erkranken, kannst du nicht darauf einwirken, ob sie psychisch erkranken. Leider kannst du auch nicht viel dazu beitragen, dass deine Mutter oder dein Vater wieder gesund wird. Das können in der Regel nur Menschen, die eine Ausbildung dafür haben. Darum ist es wichtig, dass deine Mutter oder dein Vater behandelt wird. Bei einem Beinbruch gehen wir ja auch zum Arzt. Das sollte man auch, wenn man psychisch krank ist. Natürlich hilft es deinen Eltern, wenn sie Unterstützung im Alltag bekommen. Du darfst mithelfen, solltest aber unbedingt aufpassen, dass du weiterhin Zeit für dich und deine Freunde und Hobbies hast. Lass die Erwachsenen sich um das Problem kümmern. Das ist nicht deine Aufgabe. Wichtig ist, dass es dir weiterhin möglichst gut geht. Wie du selbst etwas dafür tun kannst, zeigen wir dir mit unseren 10 Tipps für deine Gesundheit.

Ist es normal, dass Eltern schreien, schlagen, strafen?

Es ist normal, dass Eltern mal die Geduld verlieren oder sich nicht mehr zu helfen wissen. Dann kann es vorkommen, dass sie laut werden oder sich mit einer Strafe behelfen. Das ist zwar nicht gut, aber Eltern sind auch nur Menschen und machen Fehler.
Was aber bestimmt ganz und gar nicht in Ordnung ist, ist, wenn du geschlagen wirst oder deine Eltern dich sehr oft anschreien oder bestrafen. Das nennt man häusliche Gewalt. Das tut dir nicht gut und das musst du nicht aushalten. Hol dir in einer solchen Situation Hilfe, indem du dich beispielsweise deiner Klassenlehrerin oder dem Schulsoziarbeiter anvertraust. Sie können dir weiterhelfen und aufzeigen, wohin du dich bei häuslicher Gewalt wenden kannst.
Wenn deine Mutter oder dein Vater dich körperlich angreift, renn zu einem Nachbarn und ruf die Polizei an (Telefon 117).

Institut Kinderseele Schweiz, die Schweizerische Stiftung zur Förderung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen:
Wenn ein Elternteil psychisch belastet ist, betrifft das immer die ganze Familie. Besonders die Kinder und Jugendlichen sind in ihrer belastenden Situation oft alleine und bekommen weder Erklärungen noch Hilfe. Sie brauchen Unterstützung. Sie brauchen Erwachsene, die hinschauen und sich um ihre Fragen und Bedürfnisse kümmern.

Kinderseele Schweiz berät betroffene Familien, ihr Umfeld und Fachpersonen, sensibilisiert und informiert zum Thema Kinder psychisch belasteter Eltern, bildet Fachpersonen weiter und sorgt dafür, dass Hilfsangebote entstehen.

Weitere Informationen und Beratungen:
www.kinderseele.ch

Wir von Kinderseele Schweiz beraten Sie, wenn Sie als Mutter oder Vater psychisch belastet sind und dabei Fragen rund um Ihre Elternrolle und das Wohlbefinden Ihrer Kinder haben. Denn wenn Sie als Eltern psychisch belastet sind, betrifft das immer auch Ihre Kinder. Melden Sie sich bei uns für einen Termin.

Die Informations- und Beratungsstelle des Instituts Kinderseele Schweiz bietet Beratungen online (anonym), per E-Mail, Telefon oder vor Ort. Auch Menschen aus dem Umfeld betroffener Familien und Fachpersonen können sich an die Beratungsstelle wenden. Die Beratungen sind kostenlos. Weitere Entlastungs- und Unterstützungsangebote finden Sie auch hier: www.kinderseele.ch/hilfe-finden
Institut Kinderseele Schweiz (iks). www.kinderseele.ch, kinderseele@hin.ch, 052 266 20 45

Kontakt: 052 208 10 10
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