Es war ein sehr warmer Sommermorgen und Klara bereitete gerade das Frühstück vor, als sie im Radio hörte: «Hier spricht der Bürgermeister. Wir wissen zwar auch nicht, wie es passiert ist, aber es gibt momentan kein Süsswasser mehr.» Das ist sicher nur ein Witz, dachte sie, und öffnete den Wasserhahn. Aber es kam wirklich kein Wasser. Sie versuchte es noch einmal und noch einmal, aber vergebens. Es kam kein Wasser mehr!
Mit grossen Schritten rannte sie die Treppe hoch zu ihren Eltern, um es ihnen zu erzählen. Selbst ihr Vater glaubte es nicht und probierte es aus: «Komisch», meinte er. Da sagte ihre Mutter: «Bevor wir hier so viel Zeit mit Reden verbringen, lasst uns besser in den Supermarkt fahren und Wasser kaufen.» Sie besorgten so viele Getränke, dass sie für den Rest der Woche genug hatten. Als sie aus dem Supermarkt kamen, stand eine lange Schlange am Eingang. «Glück gehabt», meinte ihr Vater.
Gemeinsam mit ihrer besten Freundin und Nachbarin Linda lief Klara ganz aufgeregt in die Schule, denn sie wollten wissen, ob bei den anderen Kindern auch kein Wasser mehr aus der Leitung kam. Dass es kein Süsswasser mehr gab, war das grosse Thema in der Schule. Jemand aus ihrer Klasse erzählte, dass sogar ihr Gartenteich ausgetrocknet ist.
Ding, dang, dong. Endlich erklang die Pausenglocke. In der Pause überlegten sie, was wohl passieren würde, wenn es jetzt für immer kein Süsswasser mehr gäbe. «Irgendwann wäre alles Wasser verkauft und dann würden wir alle verdursten», überlegte Klara laut. «Und alle Tiere würden auch sterben», meinte Linda ganz erschrocken. «Was würden wir eigentlich essen, wenn alle Pflanzen vertrocknen?», fragte Klara. Bestürzt sahen sie sich an und waren sich einig, dass es nicht so weit kommen durfte.
Nach der Schule rannten sie beide schnell nach Hause und verabredeten sich für den Nachmittag. Gerade, als Klara die Haustüre aufmachte, stiess sie mit ihrem Vater zusammen, der vom Einkaufen kam. «Papa, warum hast du eigentlich mehr Wasser gekauft, wir haben doch noch genug.»
«Ich habe in der Stadt ein Geschäft entdeckt, das nur Wasser verkauft. Dort habe ich noch etwas besorgt, bevor es keines mehr gibt.» Da kam Klara eine Idee und sie rannte hoch in ihr Zimmer, um Linda eine Nachricht zu schreiben:
Hi Linda, mein Vater hat in der Stadt ein Geschäft entdeckt, das nur Wasser verkauft. Es kommt mir komisch vor. Lass uns heute Nachmittag dorthin fahren. LG Klara.
Nach dem Mittagessen stürmte Klara zu ihrem Treffpunkt. «Da bist du ja endlich», empfing Linda sie. «Das Geschäft kommt dir verdächtig vor, weil es nur Wasser verkauft?», fragte Linda. «Ja, das Geschäft verkauft nur Wasser und dies überteuert.» – «Ach, übrigens, der Badesee hat immer noch Wasser, obwohl die anderen Seen ausgetrocknet sind. Das ist doch sehr merkwürdig, oder?»
Mit den Fahrrädern fuhren sie zu dem Geschäft. Klara kaufte eine Wasserflasche, während Linda sich ganz genau umschaute. Im Geschäft waren sehr viele Leute, die alle Wasser kaufen wollten, und die Preise waren wirklich überteuert. Heimlich machte Linda ein paar Fotos mit ihrem Handy. Als sie wieder zu ihren Fahrrädern gehen wollten, die hinter dem Haus standen, hörten sie plötzlich Stimmen. Schnell zog Klara Linda hinter die Hausecke und stumm lauschten sie den beiden Männern. Ein Mann ging zurück in das Geschäft, der andere ging an ihnen vorbei. Zum Glück bemerkte er die Mädchen nicht. Rasch holten sie ihre Fahrräder und fuhren nach Hause.
Im Versteck angekommen, fragte Linda Klara atemlos: «Hast du das auch gehört?» – «Ja, heute um Mitternacht wollen sie den kleinen Badesee auch noch leer pumpen, genauso wie sie es schon bei den anderen Seen gemacht haben. Und die Wasserleitungen haben sie auch angezapft.» Die Mädchen beschlossen, dass sie sich in der Nacht bei dem Badesee auf die Lauer legen, um zu beobachten, was passiert.
Gesagt, getan. Beim 12. Glockenschlag hörten sie ein näherkommendes Fahrzeug. Es war ein grosser Tanklaster, aus dem fünf Leute ausstiegen. Die Herzen der Mädchen klopften wie wild, aber dennoch hielten sie ihre Kamera auf die Leute gerichtet. Die begannen, mit riesigen Schläuchen den See leerzupumpen. Nach einer Stunde war der Spuk vorbei und der See leer. Die Männer stiegen wieder in den Laster und fuhren weg. Erschöpft sagte Linda: «Wir müssen morgen unbedingt zur Polizei.»
Am nächsten Morgen bei der Polizei erzählten sie, was sie herausgefunden hatten und zeigten das Video. Beim Anschauen vom Video erkannten sie die beiden Männer wieder, die sich gestern beim Geschäft unterhielten. Die Polizei war ihnen sehr dankbar dafür, was sie getan hatten. Als Klara und Linda später von einer Reporterin der Lokalzeitung interviewt wurden, sagte Linda noch einmal ausdrücklich: «Wasser ist sehr, sehr wichtig. Wir können nicht ohne Wasser leben, und deswegen sollte man sparsam damit umgehen.»