An einem kühlen Wintermorgen eilte Dr. Montgommery zur Check-in-Halle im Flughafen Cornwall. Plötzlich hörte er eine bekannte Stimme: «Hey Monty, alter Freund.» Dr. Montgommery drehte sich um. «Dr. Swift! Seit wann sind sie in England?» – «Naja, ich wurde versetzt.» – «Seit wann?» – «Seit heute, auf jeden Fall bekam ich heute Morgen einen Brief, in dem stand: Sie werden zum Forscher Senior gemacht. Und dann wollte ich dich besuchen gehen, um es dir mitzuteilen.»

«Oh dann muss ich dich enttäuschen, denn ich fliege nach Afrika in die Nähe meines Forschungslabors. Ich bin auf der Suche nach Pandora und muss dringend los», bedauerte Dr. Montgommery. «Dann bis auf Wiedersehen und herzlichen Glückwunsch!» Und er rauschte an ihm vorbei zum nächstbesten Hotdog-Stand. Dr. Swift murmelte: «Ich hatte auch nicht vor, hier zu bleiben.»

Also ging er in die andere Richtung. Als Dr. Montgommery auf seine Armbanduhr schaute, wurde ihm klar, dass das Flugzeug sich verspätete. Er hörte zwei Stimmen, die lauthals diskutierten. «Also wirklich! 5 Pfund für eine stinknormale Zeitung?!» – «Was fällt ihnen ein, so über diese Sonderausgabe zu reden! Hier braucht jeder eben sein Geld, also geben sie endlich die 5 Pfund her, die sie mir schulden!» Der Zeitungsverkäufer zankte wie üblich mit einem Kunden um die 5 Pfund. «Aber nein, natürlich nicht! So etwas ist mir noch nie passiert!» Er schmiss die Zeitung auf den Boden. «Ich werde mir Ihren Boss vorknöpfen!» Der Kunde drehte sich um und ging davon. Dr. Montgommery starrte auf den Boden in die Nähe des Standes, dort wo der Kunde die Zeitung hingeschmissen hatte. Eine Seite war aufgeschlagen.

Da zeigte sich ein grosses Bild von einem Löwen mit der Überschrift: «Panik im Kruger National Park.» War das Pandora? Da schallte es laut in der Gate-Halle: «Alle Passagiere werden unverzüglich zum Gate 5862-b, Flug nach Afrika gebeten.»

Dr. Montgommery drehte sich um und suchte mit seinen Adleraugen Dr. Swift.

Da! An einem Blumenstand sah er ihn. Er rannte auf ihn zu. «Dr. Swift, sie müssen unbedingt mitkommen!» – «Wa…» – «Erkläre ich ihnen, wenn wir im Flugzeug sind.» Und so rannten sie zum Gate 5862-b und machten erst Halt, als sie an der Theke standen. Puhh, gut, dass Dr. Montgommery ein zweites Ticket dabei hatte (nur für den Notfall). Als sie endlich im Flugzeug sassen, erklärte Dr. Montgommery, was eigentlich los war, und schloss die Erklärung mit dem Satz: «Und ich glaube, ich weiss, wo Pandora ist.»

Dr. Montgommery schlug die Augen auf, denn etwas hatte ihn geweckt. Eine feine säuselnde Stimme neben seinem Ohr. Die Stewardess wollte ihn wecken. Er schaute umher. Alle packten bereits, nur Dr. Swift schlief. Er bedankte sich bei der Stewardess, räumte seine Sachen zusammen und weckte Dr. Swift.

Sie stürmten aus dem Flugzeug. Dr. Montgommery stolperte über einen Koffer, rutschte kurz vor dem Taxi aus und fiel auf die Nase. Als sie im Kruger National Park ankamen, war Dr. Montgommery blutverschmiert. Das machte ihm einen umso mehr wütenden Blick, den er ohnehin hatte. Es wurde langsam dunkel. Plötzlich hörte er einen winzigen Laut, der so winzig war, dass, wenn er in guter Stimmung gewesen wäre, er ihn vermutlich überhaupt nicht wahrgenommen hätte.

Er hörte Schritte. Schnell zog er Dr. Swift in ein Gebüsch. Es waren zwei Wachtmeister, die den Park kontrollierten. Als sie um die Ecke verschwunden waren, kamen sie wieder heraus. Plötzlich überkam ihn ein ungutes Gefühl. Und als er an sich herunterschaute, war er bis zu den Knien eingesunken. Dr. Swift hatte weniger Glück, er war schon bis zum Bauch eingesunken.

Plötzlich hörte er noch einmal ein Rascheln, und hervor sprang ein prächtiger Löwe. Pandora! Sie raste auf ihn zu und blieb kurz vor ihm stehen. Sie streckte ihm ihre Mähne hin, um ihn rauszuziehen. Dr. Swift war schon bis zum Hals eingesunken. Als Dr. Montgommery wieder wacklig auf seinen Füssen stand, half er kräftig mit. Als sie den panischen Dr. Swift aus dem sandigen Boden herauszogen, schoss ihm ein schlimmer Gedanke durch den Kopf. Was wäre, wenn Pandora ihn nicht herausgezogen hätte?

Was wäre, wenn sie überhaupt nicht im Kruger National Park gewesen wären, und es ein anderer Löwe auf dem Foto gewesen wäre? Er hatte die Antwort. Sie war ganz einfach: Sie wären nicht mehr unter dieser Sonne. Da spürte er eine nasse Schnauze an seinem linken Ohr. Wärme durchflutete ihn. Darauf folgte ein anderer guter Gedanke, einer, der ihm schnell klar machte, dass es nicht so gekommen ist. Er drehte sich zu Pandora um, und schaute in ihre warmen Bernstein-Augen. Und da sah er eine fast verheilte Wunde an ihrer rechten Schulter. Das war also der Grund, warum Pandora weggegangen war. Er murmelte leise mehr zu sich selbst als zu Pandora: «Warum hast du mir das nicht erzählt? Ich hätte dir helfen können.»

Nun grinste er Pandora an und sprach noch leiser: «Musst aber auch immer alles alleine machen.» Und er streichelte ihr über den Kopf.

Die Sonne schien und die beiden Forscher, sassen zusammen auf Dr. Montgommerys Veranda mit einer warmen Tasse englischen Tees. Sie sprachen über ihren Job, lachten und machten ihren Boss nach. Pandora lag neben ihnen mit einem Verband um die Schulter und kaute genüsslich an einem riesigen Steak herum.

So stellt euch vor: Was wäre, wenn du ein(e) Forscher(in) wärst, und du hättest einen Löwen namens Pandora!