Es war ein sonniger Morgen, als Emil, der Förster, sein warmes Bett verliess, um den alltäglichen Rundgang durch den Wald zu machen. Er öffnete die hölzerne Tür des Hauses uns stieg in sein Auto. Es war alles sehr normal. Er hörte einen Specht, der gerade einen Baum bearbeitete, Vögel zwitscherten und der Wind rauschte in den Blättern. Diese Stimmung liebte er.

Er fuhr die holprige Waldstrasse hoch. Doch plötzlich machte ihn etwas stutzig. Neben der Strasse lag in der Böschung ein schwarzer Gegenstand. Zuerst wäre es ihm gar nicht aufgefallen, aber weil er gerne die Blümchen am Strassenrand betrachtete, sah er es. Er stoppte das Auto und schaute nun genauer hin: Es war ein kleiner Aktenkoffer. Er schaute sich um. «Wer ist so nachlässig und wirft einen Koffer ins Gebüsch?», dachte er. Gleichzeitig war er sehr neugierig, was denn drin sein könnte. Er zog ihn mit einer Mischung aus Neugier und einem mulmigen Gefühl aus dem Gebüsch. Zum Glück war der Koffer nicht abgeschlossen. Emil betätigte die silberfarbenen Schnappschlösser und hob behutsam den Deckel an. Er war überrascht: Er sah lediglich ein gefaltetes, vergammeltes Stück Papier. Er öffnete es vorschichtig und entzifferte den Text. In krakeligen Buchstaben stand dort:

«Die Lösung findest du dort, wo die Fische Sport treiben. Grösser als der Kleine und kleiner als der Grosse. Folge dann der nächsten Spur.»

«Wo die Fische Sport treiben? Das gibt doch keinen Sinn», murmelte er verständnislos. Seit wann treiben Fische Sport – und wo? Es konnte nur eine Lösung geben: Die Fische treiben in ihrer Umgebung «Sport». Allerdings ist das, was wir als Sport betrachten für die Fische der normale Alltag. Folglich musste er zum Weiher gehen. Aber zu welchem? Das musste es sein: «Grösser als der Kleine und kleiner als der Grosse» muss heissen, dass es der mittlere der drei Walcheweiher war. Er machte sich sofort auf den Weg. Er parkte seinen grünen Jeep auf einem kleinen Rastplatz und lief in Richtung Teich. Da der Trampelpfad mit Dornen bewachsen war, kam er nur langsam vorwärts. Dazu kam, dass, als er sich aus dem wohligen Bett quälte, er nicht erwartet hatte, dass er in ein solches Abenteuer verwickelt werden würde. Deshalb trug er nur eine dünne Hose, ein blaues Jäckchen und einen Hut. Aber nun gab es kein Zurück mehr. Er sah sogar ein Reh. Die Tiere aus dem Wald kannten ihn. Aber es war auch ein natürlicher Instinkt, dass sie sich normalerweise vor Menschen versteckten. Dann erreichte er den Tümpel. Emil wusste zunächst nicht, wo er nach der zweiten Spur suchen sollte. Doch dann lief er zielstrebig zur Feuerstelle und lief einmal langsam um den kleinen Unterstand herum.

Da wurde er bald fündig. Unter dem Dachvorsprung war ein kleines Röhrchen versteckt.

Er nahm es und öffnete den Verschluss. Auf einem Zettel stand geschrieben:

«Du bist nahe am Ziel. Stichwort: 16. Luftschloss.»

«Luftschloss, Luftschloss», murmelte Emil mehrfach vor sich hin. Daraus wurde er einfach nicht schlau. Aber ja, mit Luftschloss ist ein Vogelhaus gemeint! Er machte sich mit Vorfreude auf den Weg, denn als Förster wusste er auswendig, wo das 16. nummerierte Häuschen hing. Er kletterte zum «Luftschloss» hoch und griff vorsichtig ins Loch. Er ertastete etwas Kleines. Es war glatt und hart. Er zog es heraus und fiel fast vom Baum, so überrascht war er. In seiner Hand lag ein kleiner, schimmernder Diamant. Auf einem weiteren Zettel stand:

«Glückwunsch, Du hast alle Rätsel gelöst! Daher gehe ich davon aus, dass Du Dich im Wald auskennst und ein Naturfreund bist. Ich vertraue Dir, dass Du mit dem Edelstein etwas Gutes für den Wald tust. Liebe Grüsse, Anonym.»

Sechs Monate später war in der Lokalzeitung die folgende Schlagzeile zu lesen:

Neuer Naturlehrpfad eingeweiht

Dank einer grosszügigen Spende konnte am Wochenende der neue Naturlehrpfad Walcheweiher zusammen mit dem Stadtpräsidenten und dem Förster eingeweiht werden. Er steht allen Schulklassen und Naturinteressierten kostenlos zur Verfügung.