Ich bin ein Uhu, heisse Max und bin sieben Jahre alt. Ich wohne in einem Astloch im Eichenwald.

Wie jede Morgendämmerung sitze ich auf dem Ast vor meinem Astloch und lausche dem Gezwitscher der Vögel, dem Gezirpe der Grillen und dem Grunzen der Wildschweine. Plötzlich durchbricht ein lautes Geräusch die morgendliche Stille. Ich breite meine Flügel aus und steige in die Luft, um nachzusehen, woher das Geräusch kommt. Nachdem ich eine Weile über den Wald geflogen bin, sehe ich, woher das Geräusch kommt. Waldarbeiter. Sie fällen massenweise Holz und transportieren es ab. Als ich weiter fliege, sehe ich eine riesige Fläche auf der nichts mehr ausser Erde und Baumstamm-stümpfen sind. Wenn es so weiter geht, würde bald kein Fleckchen Wald mehr übrig sein. Das kann ich nicht zulassen sage ich mir und fliege los, um meinen Freunden Emma, Moritz und Lilli Bescheid zu geben.

Zuerst fliege ich zu Lilli. Als ich bei ihr ankomme, sitzt sie mit Emma zusammen auf dem Ast vor ihrem Astloch.  “Hallo Max”, ruft Emma. “Ist irgendwas passiert?” Ich nicke und erzähle ihnen, was ich gesehen habe. Als ich fertig bin meint Lilli: “Ich fliege sofort los, um Moritz Bescheid zu geben.” Und Emma sagt: “Ich werde den anderen Waldtieren Bescheid geben und ihnen sagen, dass wir uns in einer halben Stunde am östlichen Waldrand treffen. Hilfst du mir?”, fragt sie mich. Ich nicke.

Als wir eine halbe Stunde später am östlichen Waldrand ankommen, sind dort an die dreihundert Waldtiere versammelt. Alle warten gespannt drauf, dass wir ihnen mehr erzählen. “Also”, erhebe ich meine Stimme. “Es ist so, dass Waldarbeiter unseren Wald fällen wollen. Wenn sie das tun, wäre unser Lebensraum zerstört und wir hätten keinen Ort mehr zum Wohnen.” Lilli spricht weiter: “Und deshalb haben wir euch hier zusammengetrommelt, um zu überlegen, wie wir das verhindern können.” Emma übernimmt das Wort: “Jetzt überlegt bitte alle einmal, was wir dagegen tun können und sagt uns eure Ideen.”

Alle denken angestrengt nach.

Da meldet sich ein Fuchs: “Wie wäre es, wenn wir auf die Bäume klettern, würden? Und zwar so hoch, dass die Waldarbeiter nicht an uns rankommen.” “Finde ich keine schlechte Idee”, meint Moritz. “Aber wie sollen wir denn bitte schön die Bäume hochklettern?”, piepst eine kleine Waldmaus empört. “Wir könnten euch huckepack nehmen”, schlägt ein Specht vor. “Also ich denke, dass das keine schlechte Idee ist. Und wir werden sicherlich eine Lösung finden, wie wir die Tiere, die nicht fliegen können, auf die Bäume bringen”, beende ich schliesslich die Diskussion. “Dann treffen wir uns morgen früh um sechs Uhr wieder hier”, sagt Emma.

Gesagt, getan. Als wir morgens um sechs Uhr wieder bei der östlichen Waldlichtung sind, sind die anderen Waldtiere auch schon da. “Wir machen es so, dass auf jeden Baum ein Tier klettert oder fliegt. Und die Tiere, die nicht fliegen können, denen helfen diejenigen, die fliegen können”, begrüsst Emma die Schar an Waldtieren. “Also los gehts”, ruft Moritz, lässt eine Waldmaus auf seinen Rücken klettern und fliegt sie auf einen Baum. Die anderen Tiere machen es ihm gleich. So kommt es, dass ein Steinadler einen Maulwurf auf einen Baum fliegt und ein Reh mit der Hilfe von einem Fuchs auf einen Baum klettert. Auch ich fliege die verschiedensten Tiere auf Bäume.

Nach zwei Stunden sitzt auf jedem Baum ein Waldtier und als ich gerade noch eine letzte Runde drehe, sehe ich die Waldarbeiter kommen. Den anderen Waldtieren rufe ich schnell zu, dass die Waldarbeiter im Anmarsch sind. Ich bin wirklich gespannt, ob unser Plan funktioniert.

Die Waldarbeiter kommen mit riesigen Maschinen an, um die Bäume zu fällen und abzutransportieren. Sie sind sichtlich erstaunt, als sie Füchse, Wildschweine, Maulwürfe und sogar Hirsche auf den Bäumen sitzen sehen. Ratlos sehen sie einander an. Doch keiner weiss einen Rat. Deshalb rufen sie ihren Chef an, doch dieser glaubt die Geschichte nicht und kommt selbst vorbei, um es sich anzusehen. Er schlägt vor die Bäume zu schütteln. Doch so sehr die Waldarbeiter auch an den Bäumen rütteln und schütteln, alle Waldtiere bleiben auf den Bäumen sitzen. So schnell gibt der Chef nicht auf und ruft bei den Behörden an. Diese sagen, der Wald gehöre zum Naturschutzgebiet und man hätte dort gar nicht erst anfangen dürfen zu roden. Seufzend ruft der Chef den Waldarbeitern zu: “Wir fahren zurück zum Firmensitz.”

Und damit ziehen die Waldarbeiter mit ihren Fahrzeugen ab. Jubelnd fallen wir uns in die Arme. Unser Wald ist gerettet und somit auch unser Lebensraum.