Blinkus der kleine Troll, kickte wütend einen Stein vor sich her. „Wieso sind meine Geschwister nur alle Grösser, älter, stärker und werden immer bevorzugt!?” Da hörte er jemanden schnauben. Sofort blieb Blinkus stehen. Irgendwo im Gebüsch hatte jemand laut geschnaubt. Hatte jemand ihm etwa zugehört? „Und du machst dir nur darüber Sorgen?” Eine tiefe, brummende Stimme ertönte. Irgendwer oder irgendwas saß im Gebüsch. „H-Hallo?”, fragte Blinkus mit zittriger Stimme, „ist da j-j-jemand?” Es raschelte kurz und dann trat eine Bergtrollin aus dem Gebüsch. Und sie war RIESIG! Nein. Sie war aussergewöhnlich klein. Für einen Bergtroll!  Sie war etwa in Blinkus` Grösse. Aber Hä?  Moment mal! Eine Bergtrollin? Hier im Wuselwald? Die Berge sind Meilen weg. „Junge! Beschwer dich nicht über solche Mücken! Es gibt Schlimmeres, du Jammerlappen!” Mit durchdringendem und bohrendem Blick starrte sie ihn an. Und dann schrie er. Ja und wie! Jede Faser in seinem Körper schrie. Er hatte das Gefühl, er würde sich die Seele aus dem Körper schreien. Er war sicher, jeder Bewohner dieses Waldes konnte ihn hören. Und dann rannte er so schnell er konnte nach Hause. Er kam gerade rechtzeitig zum Mittagessen. Das heisst: Moosschwämme, Schlammlimonade und dazu: Regenwasser-dressing und zum Nachtisch gefundene Krabbenschwänze auf Brennesseleis. Für normale Menschen nicht wirklich appetitlich. Blinkus wollte von seiner Begegnung mit der Bergtrollin erzählen, da unterbrach Lupus, sein älterer Bruder, ihn. „Ich habe jemanden im Wald schreien hören! Hat sich angehört wie ein Mädchen!”, höhnte er. Da ließ Blinkus es lieber. In das laute Schmatzen hinein sprach Blinkus` Großvater, er müsse noch etwas in der verbotenen Bibliothek lesen, jene Bibliothek die zu betreten für Blinkus und seine Geschwister verboten war. Stattdessen trottete Blinkus wieder an den Ort, an dem er der Bergtrollin begegnet war. Und tatsächlich. Sie war noch da. Sie schnitzte an einem Stöckchen herum. „Hey Du!”, rief er. Die Bergtrollin sah zu ihm herüber. „Auch wieder da?”, brummte sie. Blinkus setzte sich neben sie. „Ich bin übrigens Blinkus”, sprach Blinkus nun schon mutiger. Donna.“ „Donna? Ist das dein Name?” Donna nickte. „Und warum bist du hier?”, fragte Blinkus gespannt. „Bin abgehauen. Ich Erbsenhirn!”. „Und warum bist du abgehauen?”, bohrte Blinkus weiter. „Weil ich nicht genug war. Nicht genug für Freunde, für Geschwister, für Eltern und nicht einmal genug für mich. Ich meine, sieh mich doch an! Ich bin ein Zwerg! So wie du.” Das verärgerte Blinkus ein wenig, doch sie hatte ja recht. Für eine Bergtrollin war sie echt klein. „Und jetzt? Ich meine, was machst du jetzt?” Blinkus wollte sie nicht löchern, doch er hatte noch nie eine so friedliche Bergtrollin gesehen. „Na, ich bleib hier. Brauch ja nur`n trockenes Plätzchen.” Blinkus überlegte, wie er ihr wohl helfen konnte. Da wusste er es. In seiner Höhle war noch ein Zimmer frei. Dort könnte Donna für ein zwei Wochen bleiben, bis sie eine Lösung gefunden hätte. Donna gefiel die Idee. Und sie hoppelten los. Das heißt Blinkus. Donna stampfte. Gustacos, sein Großvater, sah Donna ehrfürchtig an. Genauso wie seine Brüder. Donna setzte sich auf das weiche Moos-Sofa. „Ganz schön gemütlich hier. Bei mir ist alles aus Stein.” Die Waldtrollfamilie starrte sie an. Blinkus weihte sie ein in den Plan, dass sie für 1 oder 2 Wochen im Gästezimmer wohnen dürfte. Gustacos fand die Idee gut, denn er hatte noch nie auch nur 1 Bergtroll gesehen. Er wollte alles über sie wissen. So zog Donna bei den Galadrigals ein. Auch die Familie wurde am Nachmittag etwas lockerer. Sie sprangen zusammen auf dem Moostrampolin, aßen Trollis (das ist eine Süßigkeit der Trolle) und kletterten auf die höchsten Tannen des Waldes. Kurzgesagt, sie hatten sich alle gut mit Donna angefreundet. Eines Tages gingen Lupus und Donna in den Wald, um Pilze zu sammeln. 20 Minuten später stand Lupus nach Atem ringend vor dem Höhleneingang. „Blinkus! Blinkus! Ist jemand da?” Blinkus kam ihm entgegen. Er wollte ihn gerade fragen was denn los sei, da sprach er schon:

Ich ging im Walde so vor mich hin,

Um Pilze zu suchen, das war mein Sinn.

Im Schatten sah ich ein Blümlein stehen,

Wie Sternlein blinkend, wie Äuglein schön.

Ich wollte es brechen, da sagt` es fein:

Soll ich zum Welken gebrochen sein?

Mit allen Wurzeln hob ich es aus,

Und trugs zum Garten am hübschen Höhlenhaus.

Ich pflanzt es wieder am kühlen Ort;

Nun zweigt und blüht es mir immer fort.

(J.G. Göthe)

Blinkus sah in verständnislos an. „Ja, und jetzt?” „Ja wie, und jetzt?” Da kam Donna durch die Tür hineingestürmt. „Na kennst du die Geschichten über die sprechenden Blumen nicht? Sogar ich kenne sie und lebe im Geröll in den Bergen.” Blinkus schüttelte den Kopf. „Na gut. Ich erzähle dir die Geschichte:

In jener Zeit, in der dein Großvater ein junger Troll war, gab es einst viele sprechenden Blumen. Doch Nerusos, du weißt doch wer das ist, der Bösewicht aller Bösewichte, er konnte ihre angenehme Gegenwart nicht aushalten. So etwas Gutes, Zärtliches und Wunderbares hasste er mehr als die Pest. So ließ er seine bösen Diener ausschweifen, um alle sprechenden Blumen zu vernichten. Er bekam auch viele. Doch die wenigsten konnten sich bei ihren Freunden verstecken.“ „Verstecken? Blumen können sich doch nicht verstecken. Oder?“ „Oh doch. Man sagt sie können wandern. Ihre Wurzeln sind teilweise so lang, dass sie bis nach Europa reichen. Nun gibt es nur noch wenige von ihnen. Außerdem schweigen die meisten. Diese Blume, welche Lupus fand, kann gar nicht aufhören zu plappern.” „Oh, das wusste ich nicht. Könnt ihr mir sie zeigen?“, fragte Blinkus. So gingen sie in den Garten und was er dort erblickte, war das Schönste was er je gesehen hatte. Die Blume hatte ein feines Gesicht und einen wohlgeformten Mund. Um ihr Gesicht, wie ein Kranz, zogen sich feine hellviolette Blütenblätter. Die Blume wandte sich zu ihm um und sprach: „Mein Name ist Fallegt Lilja, was ich sehr unpassend finde, denn ich bin eine Rose und keine Lilie. Oh, entschuldige, Fallegt Lilja heißt auf Isländisch „Schöne Lilie“. Verzeihung, ich muss leider sagen, dass die Erde hier etwas zu hart für mich ist. Ich wäre euch sehr verbunden, wenn ihr mich wieder in den Wald setzt.“ Und weil sie der Blume keinen Wunsch abschlagen konnten, trugen sie die Blume wieder in den Wald. Natürlich schauten sie, dass keine Wurzel abknickte oder sogar abriss. Sie verabschiedeten sich von der Blume und gingen wieder in ihre kuschelige Höhle. Dort legten sie sich zu Bett, denn der Tag war einer von dem man sagen konnte, dieser war überwältigend-anstrengend. Am nächsten Morgen wussten sie kaum noch, ob sie diesen verrückten Tag nicht geträumt hatten. Blinkus ging für seinen alten Großvater auf den gruseligen Dachboden. Dort sollte er ein altes Buch mit dem Titel: Das Alter und wie man es übersteht suchen. Was schwierig war, denn der Dachboden war wie eine alte, bis zur Decke mit Büchern vollgestopfte Bibliothek. In verstaubten Kommoden fand er Flaschen mit Getränken in allen möglichen Farben, (grün, gelb, blau, violett, rot, pink und so weiter) ein Gebiss eines Krokodils, 2 Perücken, eine Ansammlung alter Brettspiele, 5 verschiedene Kartenspiele und eine Menge anderes unnötiges Zeugs. Blinkus nahm sich ein Kartenspiel und stieg die Treppe hinunter. Es war ein Fragespiel. Er probierte es gleich mit Donna aus. Er fragte Donna: „Wie alt bist du? Was ist deine Lieblingsfarbe? Und wo bist du geboren?“ Donna sagte sie hätte keine Lieblingsfarbe, sie sei 11 Trolljahre alt, das heißt 80 Menschenjahre, wüsste nicht wo sie geboren sei und sie hätte in 2 Tagen Geburtstag. Nach dem Spiel schlenderten sie noch ein wenig im Wald herum. Da sprach Donna mit einer etwas schüchternen Stimme: „Äh Blinkus? Ich ähm ich weiß, dass ich ähm diese Woche irgendwann wieder gehen muss, jedoch ähm musst du wissen, dass ich mich hier sehr wohl fühle und äh-“   „Ich verstehe schon. Du möchtest hierbleiben. Das finde ich toll. Sehr toll sogar. Ich wollte schon immer eine Nachbarin haben.” Die Geschwister fanden die Idee fast genauso gut wie Blinkus. Nur der Großvater war erst etwas zögerlich, doch sie überstimmten ihn.  Sie bauten ihr gleich nebenan ein kleines Häuschen im Bergtrollstil.

Und so endet diese Geschichte. Sie blieben so lange Nachbarn bis…… nun das weiß ich nicht, jedoch bin ich mir sicher, dass die Nachbarschaft lange anhielt.

Was meint ihr? Gab es noch andere Geschichten von Trollen, welche sich im Wuselwald verirrt haben? Nun bin ich mir sicher, dass keine von denen so freudig für die ganze Trollfamilie ausgegangen ist wie diese hier.