Wie jeden Morgen stand ich auf und reckte mich. Ich ging die Treppe hinunter, machte mir mein übliches Müsli und setzte mich dann an meinen Esstisch.

Oh, vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen: Ich heisse Felix, bin 27 Jahre alt und wohne in einer hübschen Villa. Ich habe eine Frau und zwei Kinder.

Mir schien es so, als hätte ich irgendeinen Fluch. Klar, ihr denkt jetzt, dass ich von ewigem Pech verfolgt werde oder so, aber eigentlich war es genau das Gegenteil. Egal wo ich hinging oder hinsah, immer passierte etwas Brillantes. Ich gewann ständig im Lotto, hatte schon immer einen guten Job und eine grossartige Familie. Aber irgendwie war ich nicht zufrieden. Ich weiss nicht warum, ich hatte ja eigentlich alles.

Doch bevor ich mir darüber den Kopf zerbrach, ging ich lieber einmal ins Fitnessstudio. Das liegt in einer abgelegenen Gegend, ungefähr sieben Kilometer von mir zuhause entfernt. Auf dem Weg dorthin waren natürlich alle Ampeln grün und ich hatte freie Fahrt. Dort angekommen, erzählte mir der Ticketverkäufer, dass der Eintritt heute umsonst wäre. Für meine Verhältnisse ist das ganz normal, aber für andere eben nicht. Ich blieb zirka eine Stunde dort und absolvierte alle Übungen mit Topleistung. Dann ging ich in den Supermarkt, um meine Essensvorräte aufzufüllen. Und hier auch schon wieder: Alle Sachen, die ich einkaufen wollte, gab es zum halben Preis. Langsam ging mir das echt auf die Nerven.

Ich fuhr nach Hause und schaltete sofort den Fernseher ein. Ich wusste nicht genau, ob ich glücklich oder traurig sein sollte. Vielleicht war ich sogar wütend. Doch eins wusste ich eindeutig: Hier stimmte etwas nicht. Wenn ich immer so viel Glück hatte, dann musste es doch auch von irgendjemandem verschwinden. Der Gedanke daran schauderte mir. Jemand musste so viel Pech haben, wie ich Glück hatte.

Das Licht des Fernsehers flackerte jetzt nur noch in meinen Augen. Ich war vollkommen in meinen Gedanken versunken.

Wahrscheinlich war das alles nur irgendeine dumme Verschwörungstheorie, die ich soeben erfunden hatte. Ich löste mich von meinen Gedanken und schaute beruhigt den Film weiter. Mittlerweile war es schon ein Uhr, und ich hatte noch Freunde für eine Party eingeladen. Es kamen sogar mehr Leute als erwartet. Was für eine Überraschung. Ich war nicht so der Riesenfan von Nachtpartys, deswegen schmiss ich sie lieber am Tag. Es gab alles Mögliche, von einer kleinen Bar bis hin zu einem gigantischen Swimmingpool. Doch auch hier bei dieser coolen Party beeindruckte mich irgendwie nichts. Es war fast so, als würde ich gar keinen Spass mehr an meinem Leben haben.

Als die Party endlich fertig war und alle Gäste nach Hause gegangen waren, war ich so erschöpft, dass ich einen Energydrink brauchte. Der stand schon griffbereit im Kühlschrank. Ich trank ihn rasch aus und legte mich dann ohne Abendessen schlafen. Das Einzige, was ich mir jetzt wirklich wünschte, war das pure Pech.

 

Wie jeden Morgen stand ich auf und reckte mich. Ich ging die Treppe hinunter, machte mir mein übliches Müsli und setzte mich dann an meinen Esstisch. Es schien mir aber heute nicht wie ein stinknormaler Tag. So ein Gefühl tief in mir drin sagte mir, dass heute ein spezieller Tag werden würde. Aber was genau heute passieren würde, wusste niemand so genau.

Wie jeden Morgen stand ich auf und reckte mich. Ich ging in meine Küche, um mir mein übliches Müsli zu machen. Ich mischte meine Cornflakes und wollte sie gerade zur Milch hinübertragen, als mir die Schüssel aus der Hand fiel und mit einem Klirren auf dem Boden landete. Ich stiess einen Fluch aus und wischte die Sauerei auf. Immer dieses grauenhafte Pech! Jeden Tag erging es mir so.

Ich glaube es ist besser, wenn ich mich erst einmal vorstelle: Ich heisse Hannes, bin 34 Jahre alt und wohne in einer Einzimmerwohnung. Vom dritten Stock aus habe ich eine wunderbare Aussicht auf den Park nebenan. Ich lebe alleine, was bei einer Einzimmerwohnung ja absehbar ist. Ich hatte schon immer, mein ganzes Leben lang, so starkes Pech, dass ich nicht einmal wusste, wie sich Glück anfühlt. Oh, oh ich habe gerade einen grossen Fehler gemacht. Immer wenn ich dieses Wort erwähne, passiert danach etwas, was man nur als Pech bezeichnen könnte.

Und doch, ich habe gelernt mit diesem Fluch umzugehen. Ich hatte zwar keinen guten Job oder eine riesige Villa, doch eigentlich war ich sehr zufrieden mit meinem Leben.

Also, genug geredet. Ich muss… Was muss ich denn heute eigentlich machen? Ha, ich habe die Antwort! Nichts. Gar nichts. Heute war mein freier Tag.

Ich hoffte nur, dass dieser besser als der letzte würde. Das sagte ich zwar immer, aber heute hatte ich es im Gefühl. Denn heute würde ich Minigolf spielen. Ich wusste, dass ich so oder so verlieren würde, aber ich hatte eben Spass daran. Also nicht an dem Verlieren, sondern am Spielen.

Ich wollte gerade mein Auto aus der Garage holen, als es plötzlich ratterte und den Geist aufgab. Dieser Tag fing ja schon mal super an. Wenn ich einen Wunsch offen hätte, dann wäre er definitiv, einmal in meinem ganzen Leben Glück zu haben.

Der Minigolfplatz liegt so um die 20 Kilometer von mir entfernt, also keine Chance zu laufen. Dann suchte ich mir eben ein anderes Programm für diesen Tag. Ich lief in den Park, der gerade nebenan war und drehte eine Runde. Ich wollte am grossen Brunnen etwas trinken, doch auch dafür reichte mein Glück nicht. Ich fiel in den Brunnen hinein. Da der Brunnen ziemlich zentral im Park lag, blamierte ich mich vor allen Anwesenden. Solche Aktionen brauchte es einfach nicht. Niedergeschlagen schlurfte ich nach Hause. Mir war kalt und meine Kleider trieften vor Nässe.

Zuhause drehte ich die Heizung ganz auf, doch schon nach wenigen Minuten wurde mir bewusst, dass auch diese defekt war. Blieb also nur noch eine Möglichkeit: Mein Bett. Es war schon Mittag, also höchste Zeit für meinen Mittagsschlaf.

Das Pech verfolgte mich sogar in den Schlaf. Ich hatte einen gruseligen Albtraum, worin ich ertrank. Wie eine Rakete schoss ich aus dem Schlaf, um mich zu vergewissern, dass ich noch lebte. Ich warf einen kurzen Blick zur Uhr und erschrak. Ich hatte fünf Stunden geschlafen. Jetzt konnte ich es vergessen am Abend nochmal einzuschlafen. Argh! Dieser Tag heute verlief echt nicht so wie geplant. Ich machte mir Abendessen und setzte mich auf meine Couch.

Das Abendessen schmeckte nach verbranntem Fuss und das Sofa knarzte und war unbequem. Ich fing an über mein Pech zu grübeln. Wenn es wirklich ein Fluch wäre, dann müsste es doch auch einen Fluch für das Glück geben. Wenn ich mir vorstelle, wieviel Glück ein anderer Mensch auf dieser Welt haben müsste…

Nein, alles nur Quatsch. Es gibt keine Flüche oder so etwas. Es war jetzt schon dunkel draussen und die Lichter der Parklaternen schienen in meine Wohnung. Es waren noch immer Leute im Park, die einen Nachtspaziergang machten. Ich versuchte einzuschlafen und von etwas Schönem zu träumen. Doch natürlich kam auch das ganz anders. Ich schlief ewig nicht ein und hatte auch dann wieder einen Albtraum.

Wie jeden Morgen stand ich auf und reckte mich. Heute ging ich ohne Frühstück aus dem Haus, denn ich wollte in einem Café essen. Ich lief, weil mein Auto immer noch nicht ging. Das Café war das beste in der Stadt. Ich setzte mich an einen Tisch gegenüber von einem schick gekleideten Mann, der ziemlich reich aussah. Ich versuchte ein Gespräch aufzubauen, doch der Mann wirkte sehr trübselig. Ich konnte ihm noch ein bisschen was über mein Leben erzählen, doch mit der Zeit versiegte das Gespräch.

Ich sass mindestens eine halbe Stunde dort. Irgendwann gab ich nach und ging nach Hause. Ich warf noch einen letzten Blick auf den Mann, der sich als Felix vorgestellt hatte und verschwand rasch hinter einer Ecke.

Nach dem Besuch beim Café war ich immer noch nicht satt. Ich wollte gerade meine Wohnungstür aufmachen, als ich einen seltsamen Zettel an meiner Eingangstür sah. Ich dachte, es sei wegen der nicht bezahlten Miete, doch als ich genauer hinsah, traute ich meinen Augen nicht. Es war eine Einladung zu einem Firmentreffen, wo ich einmal richtig fett Kohle verdienen könnte. Ich musste mir einen Klaps geben, um sicher zu sein, dass ich nicht träumte. Aber nein, der Zettel hing da, ganz sicher. Ich brauchte noch einen Moment, um zu realisieren, was hier vor sich ging. Plötzlich kam mir nur eine Erklärung für mein Glück in den Sinn.

Ich rannte zurück zu dem Café, wo ich vorher gesessen hatte, in der Hoffnung den mysteriösen Mann nochmal zu sprechen. Aber der hatte sich schon längst aus dem Staub gemacht. Er war es! Er war der Mensch, der so unglaublich viel Glück hatte! Vielleicht war er deshalb so mürrisch, weil er immer zu viel Glück hatte. Es schien mir so, als hätten sich unsere Flüche durch die Begegnung aufgelöst. Fast so, als wären wir füreinander bestimmt. Auf jeden Fall wollte es unser Schicksal so, und wer weiss, vielleicht fängt für mich jetzt gerade ein neues Leben an. Ein Leben mit Glück und Pech.

Ich verspürte irgendwie einen Drang in dem Café nebenan ein kleines Frühstück zu nehmen. Ich weiss nicht warum, aber ein Gefühl tief in mir wollte das ganz stark. Schlussendlich hörte ich auf, dagegen anzukämpfen. Ich nahm den letzten Happen aus meinem Müsli und begab mich dann auf den Weg.

Das Café lag ganz in der Nähe, also einfach zum Hinlaufen. Ich war nicht gerade mit der besten Laune aus dem Haus gegangen, doch ich liess mich überraschen, wer oder was heute auf mich zukommen würde.

Ich setzte mich alleine an einen Zweiertisch und bestellte mein Frühstück. Mein Nachbar grüsste mich mit «Hi, Felix». Ich fuhr herum und begrüsste ihn ebenfalls. Nach einiger Zeit kam mein Frühstück und ein Mann setzte sich mir gegenüber. Dieser war vielleicht so um die fünf Jahre älter als ich und wollte auf jeden Fall ein Gespräch führen. Ich war nicht gerade in der besten Stimmung, doch ich liess mich mehr oder weniger auf das Gespräch ein. Auch er bestellte ein Frühstück, das nach kurzer Zeit kam. Wir unterhielten uns noch ein wenig, doch nachdem er aufgegessen hatte, machte er sich auch schon langsam davon. Ich sass noch eine Weile dort und ging dann selbst auch nach Hause.

Als ich meine Haustür öffnete und in meine Wohnung eintrat, wollte ich einfach nur noch ins Bett. Ich liess mich auf dem Bett nieder, doch dann passierte etwas, das ich einfach nicht glauben konnte. Mein Bett krachte zusammen. Es war nicht so, als würde ein Lattenrost brechen, sondern mein ganzes Bett stürzte ein wie morsches Holz. Andere Leute wären vermutlich traurig gewesen, doch mir verschlug das die Sprache. So etwas ist mir noch nie passiert. Ich sprang auf und jubelte vor Freude. Ich hatte Pech! Das erste Mal in meinem ganzen Leben. Mein aller grösster Wunsch war endlich in Erfüllung gegangen!

Jemand musste meinen Fluch gebrochen haben. Während ich so darüber nachdachte, kam mir nur eine Person in den Sinn.

Dieser gewisse Hannes vorher im Café hatte irgendetwas über sein Pech erzählt. Ich hätte gerne nochmals mit ihm gesprochen, doch ich wusste, dass er nicht mehr da sein würde. Anscheinend war unsere Begegnung etwas Besonderes, etwas, was das Universum für uns bestimmt hatte. Vielleicht war das ja der Anfang eines neuen Lebens. Ein Leben mit Glück und Pech.